1. Mecklenburger Teleskoptreffen 17.-20.09.2009 in Lohmen Impressionen
Vom 17.09. bis 20.09.2009 fand in Lohmen, im Ortsteil Garden,
am schönen Garder See, das schon lange erwartete 1. Teleskoptreffen in
M-V statt.
Foto: Olaf Squarra
(3sky.de)
Lohmen liegt im Herzen Mecklenburgs, etwa 20 km südlich von
der Kreisstadt Güstrow, in wunderschöner, ländlicher Lage.
Unter der Ausrichtung von Dr. D. Pauli, Mitglied des
Astronomischen Vereins Rostock, wurde am Rande des Campingplatzes in
der kleinen Gemeinde Garden, ein optimaler Standort gefunden. Die
Teilnehmer erwartete ein sehr dunkler Himmel, freie Sicht zu den
wichtigsten Himmelsrichtungen, gute Camping- und
Übernachtungsmöglichkeiten, saubere Sanitäranlagen und 220
V-Stromanschluss. Das waren gute, durchdachte Voraussetzungen, damit so
ein Meeting überhaupt stattfinden konnte. Hinzu kam auch rechtzeitig
eine stabile Hochdruckwetterlage, für den gesamten Zeitraum, die auch
noch zu den idealen Bedingungen beitragen sollte.
Foto: Olaf Squarra
(3sky.de)
Am späten Samstag Nachmittag, dem 19.09.09, traf ich mit
meinem familiären Anhang auf dem Beobachtungsplatz ein, und war
überrascht, dass außer unserem treuen Vereinsmitglied Armin Liebig,
kein weiterer Sternfreund anwesend war. Immerhin waren ja auch an
diesem Neumond Wochenende alleine in Deutschland 8 Teleskopmeetings
geplant. Da konnte man für einen „Neueinsteiger“, trotz der
wettertechnisch idealen Bedingungen in M-V, nicht mit all zu viel
Teilnehmern rechnen. Aber es hatten sich ja noch unter an-derem ein
paar Sternfreunde aus dem Astronomischen Verein Rostock und Umgebung
angekündigt. Einige sind dann auch nach und nach auf dem
Beobachtungsgelände eingetroffen.
Foto: Olaf Squarra
(3sky.de)
Nachdem die Beobachtungsinstrumente für die bevorstehende
lange Nacht zum „auskühlen“ aufgebaut waren, gab es erst einmal zur
Stärkung auf dem Grillplatz ein deftiges Abendessen. Die Stimmung war
prima und alle angereisten Teilnehmer freuten sich auf die
Himmelsobjekte der bevorstehenden herrlichen Nacht.
Schon in der astronomischen Dämmerung gab der Riesenplanet
Jupiter einen prachtvol-len Einstand. Bereits im kleinen Carl Zeiss
Jena Telementor 63/840 von Michael, offenbarten sich in den
hochwertigen Orthos Okularen sehenswerte Oberflächendetails. Auch in
Armins 4" AS Refraktor von Zeiss Jena, war Jupiter durch die
ausgezeichneten Pentax-Okulare eine imposante Erscheinung. Das Seeing
war an diesem Abend außergewöhnlich gut, so dass Henning an seinem 12"
SC GPS-Teleskop von Meade, und seinem Canon HG 21-Camcorder, freihändig
durchs Okular ein paar Sequenzen aufnahm. Die Nacht versprach noch viel
mehr. Im Verlaufe der Dunkelheit wurde das Band der Milchstraße vom
Zenit ausgehend durch das Sternbild Schwan, entlang den Sternbildern
Adler und Schild, bis in den Schützen hinunter, zu einem grandiosen
Anblick. Wir hatten den Eindruck, als ziehen am südlichen Horizont
Wolkenfelder vorüber. Aber es waren tatsächlich Sternwolken, der großen
Schildwolke und aus M 24 im Schützen. Die Bedingungen waren
fantastisch. Ein traumhaft dunkler Himmel mit einer kristallklaren
Durchsicht. Dazu angenehme Temperaturen und Windstille… Astroherz, was
gibt es schöneres?
Foto: Henning Schmidt
(Astronomischer
Verein Rostock e.V.)
Nirgendwo in Deutschland waren die Himmelsbedingungen besser
als bei uns in M-V.
Ich habe schon an einigen Teleskoptreffen teilgenommen, ob
beim ITV in Vogelsberg oder dem ITT in Herzberg , im südlichen
Brandenburg. Falls sich jemand mal die aktuellsten
Lichtverschmutzungskarten von Deutschland anschaut, dann sieht er auch,
warum wir hier in M-V gebietsweise die beste Himmelsqualität vorweisen
können. Alleine diese Tatsache ist hier bei uns schon eine Teilnahme
wert!
Im Laufe der Nacht kamen immer mehr neugierige, schaulustige
Camper, die noch nie durch ein Teleskop geschaut haben. Die
allermeisten waren fasziniert von den „Sehens-würdigkeiten“ des
Sternenhimmels.
Viele von ihnen haben noch nie mit eigenen Augen gesehen, wie
ein winziger Mond hinter der Jupiterscheibe hervortritt. Viele haben
noch nie die Spannung gespürt, im Fernrohr einen Sternhaufen oder eine
ferne Galaxie zu beobachten, die mit bloßen Augen unsichtbar bleibt.
Denen entging eine wichtige persönliche Erfahrung.
Besonders der Meade 12" SC mit GoTo Funktion, war in dieser
außergewöhnlich guten Nacht ein Publikumsmagnet, und konnte seine
„Lichtstärke“ voll präsentieren. Als Paradebeispiele dienten die
galaktischen Kugelsternhaufen M 13, M 92 im Herkules und M 15 am Rande
des Pegasus. Alle boten im SC einen prächtigen Anblick. Der berühmte
Hantelnebel M 27 war bereits in den kleineren Geräten ein reizvolles
Objekt, enthüllte aber erst seine ganze Pracht in dem 12"er. Im
eindruckvollen Sommersternbild Schwan findet man entlang der
Milchstraße, jede Menge sehenswerte Beobachtungsobjekte. Die schönsten
waren ohne Zweifel die Supernova-Übereste NGC 6960/62 auch Cirrusnebel
genannt. Bereits in den kleineren Teleskopen erschienen diese
Nebelfetzen recht eindrucksvoll. Aber erst im lichtstarken 30 cm-SC
ließen sich unter Zuhilfenahme eines OIII Filters die reichhaltigen
Strukturen ähnlich gut verfolgen, wie auf Fotos. Weitere
Sehenswürdigkeiten in den diffusen Sternwolken des nördlichen Kreuzes
waren der prächtige Crescentnebel NGC 6888, sowie der unübersehbare
Nordamerikanebel NGC 7000.
Foto: Olaf Squarra
(3sky.de)
Unter den vielen beobachtbaren offenen Sternhaufen in der
Sommermilchstraße waren besonders die unvergleichlichen schönen
Doppelhaufen h+chi im Perseus. Sie sind bereits eines der reizvollsten
Feldstecherobjekte am Himmel. Jeder Haufen ist für sich schon
sehenswert, doch beide zusammen im Gesichtsfeld im Fernrohr boten einen
unvergesslichen Anblick. Auch M 34, den man unter diesen Bedingungen
noch mit bloßen Augen erkennen konnte, gab im Teleskop jeder Art einen
prächtigen Anblick. Zu den einprägsamsten Figuren am Himmel gehört das
unter den Namen „Himmels-W“ bekannte Sternbild Cassiopeia. Die
Milchstraße verläuft durch diese Figur und bietet zahlreiche
wunderschöne Sternhaufen, wie M 52, M 103 oder der brillante Haufen NGC
7789.
Auch im Sternbild Andromeda konnten wir etliche schöne
Sternhaufen wie NGC 752 oder NGC 7686 vergleichen. Das Paradeobjekt in
diesem Sternbild ist natürlich der Andromedanebel M 31 mit seinen
beiden irregulären Begleitern M 32 und NGC 205. Schon in Armins
lichtstarken Fernglas 11x80 erkennt man diese ausgedehnte Spiralgalaxie
als länglichen Nebelfleck mit feinen Strukturen. Doch je größer die
Teleskopöffnung, desto besser war die Auflösung. Eine weitere
eindrucksvolle Galaxie in der Andromeda war die Edge On NGC 891. Das
markante Staubband in der galaktischen Ebene war im 12"er deutlich zu
erkennen. Weitere bekannte Galaxien des Beobachtungsabend waren M 33 im
Sternbild Dreieck, sowie M 81 und M 82 im Großen Bären.
Nach Mitternacht waren auch schon einige Wintersternbilder am
Himmel sichtbar. Der Fuhrmann oberhalb des Stiers hält hier im Band der
Milchstraße zahlreiche offene Stern-haufen und lichtschwache Nebel
bereit. An der Spitze der schönsten Sternhaufen in die-sem Sternbild
stehen ohne Zweifel M 36, M 37, M 38, die wegen ihrer Helligkeit auch
leicht aufzufinden waren. M 37 gehört zu den schönsten offenen Haufen
am nördlichen Himmel und bot auch für die kleineren Teleskope einen
beeindruckenden Anblick. Er glänzte nicht nur durch seine enorme
Sternenfülle, sondern auch durch eine ganze Reihe von prächtigen
gelblichen und rötlichen Riesensternen. Besonders bei M 38 erkennt man
bei größerer Öffnung „Sternstraßen“, die zu einem ziemlich dunkleren
Kernbereich führen.
Während sich nun einige Teilnehmer und Campinggäste so gegen
1.30 Uhr verabschiedeten, warteten die letzten verbliebenen
Sternfreunde noch auf den Roten Planeten Mars. Er schob sich nun
langsam über die Baumwipfel am Osthorizont, im aufgehenden Sternbild
der Zwillinge. Durch das Teleskop war aber nur ein winziges rotes
Scheibchen, mit einem Durchmesser von ca. 6 Bogensekunden zu erkennen.
Durch die im laufe der Nacht zunehmende Taubildung an den Teleskopen,
und vor allem wegen des geringen Durchmessers des Planetenscheibchens,
waren leider keine Details am Planeten sichtbar. Darum war es nach 2.00
Uhr auch Zeit zusammen zu packen und Abschied zu nehmen.
Das 1. Teleskoptreffen in Mecklenburg-Vorpommern war ein guter
Auftakt, wenn auch die Teilnehmerzahlen sehr bescheiden ausfielen. Aber
ein Anfang ist erst einmal erfolgt. Und bei einer noch gewissenhafteren
Planung sowie umfangreichen Marketing, wäre eine Fortsetzung in unserem
Land sicherlich wünschenswert.
Rainer Wolf
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Kontakt: teleskoptreffen@astronomieverein.de
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